Dienstag, 7. März 2017

[mylife] Das JEDERMANN-Protokoll



Donnerstag, 30. Juni 2016

Ich sehe die Plakate überall in unserer Stadt und bin sofort begeistert. Theatersommer. Damit kriegt man mich! Ich rufe drei Mal bei der Tickethotline an, erreiche jedoch niemanden. Dann denke ich mir: Die Karten muss man nicht unbedingt reservieren, man kann auch einfach an der Abendkasse anstehen, außerdem ist ja noch genug Zeit...

Leider verging die Zeit wieder mal schneller als erwartet. Und die Vorstellung war ausgebuchter als gedacht, aber wer hätte das ahnen können *ironie*


Donnerstag, 21. Juli 2016

Spontan entscheiden wir, dass wir abends ins Theater wollen. (Also, das wollten wir schon die ganze Zeit, aber es fehlte an Zeit... *gg*) Ich rufe meine Eltern an und frage, ob sie uns begleiten wollen.
Ja, wollen sie. Meine Mum sagt, ich solle doch auch Oma fragen. Mache ich. Die will ebenfalls mit - klar, mit Kultur kriegt man die auch.
Wir richten uns her, bereiten uns vor, die Aufregung steigt. Mein Mann und ich essen ein schnelles Abendessen. Das Telefon klingelt. Meine Oma. Sie meint, ich solle lieber mal bei der Hotline anrufen und fragen, ob noch Plätze frei sind. Eine Freundin hat ihr gesagt, die Vorstellung sei restlos ausgebucht. Hm... Das klingt nicht gut.

Tja, ihr könnt euch denken, was kommt.
Die Vorstellung ist restlos ausgebucht.

Krisenbesprechung: Meine Eltern sind nächste Woche nicht in der Stadt, doch mein Mann, meine Oma und ich beschließen, es am kommenden Donnerstag noch einmal zu versuchen.


Samstag, 23. Juli 2016

Ich erreiche jemanden von der Kartenhotline - exakt zwanzig Anrufe brauche ich, um einen netten Mann mit angenehmer Stimme an den Hörer zu bekommen. Er teilt mir mit, was für ein Glück ich habe. Eine Minute zuvor haben zwei Leute abgesagt. (Was waren denn das für welche?)
Da sage ich ihm, dass wir allerdings drei Karten brauchen, weil ich meiner Großmutter diesen Theaterbesuch versprochen haben. Er überlegt kurz und meint: Dann stellen wir halt einen Stuhl dazu.

Boom. Drei Karten sind reserviert.

Ich bedanke mich, lege auf und kreische vor Freude. Jetzt kann uns nichts mehr davon abhalten, den Jedermann (frei nach Felix Mitterer) zu sehen, jetzt steht uns nichts mehr im Weg!
Dachten wir zumindest...


Donnerstag, 28. Juli 2016

Endlich Donnerstag. Endlich Jedermann. Endlich wieder Freude *melodramatisch*

Der Wetterbericht und Omas Vorhersage sehen nicht gut aus, aber wenn man aus dem Fenster blickt, blinzelt man in strahlenden Sonnenschein. Was kann also passieren, um das Wetter umschlagen zu lassen? (Sowas wär ja noch nie vorgekommen! <--- Achtung Ironie)

Ich richte mich her und bin total aufgeregt, weil wir schon so lange auf den Theaterbesuch warten. Plötzlich fängt es an zu regnen...

Na ja, ich glaube, ich brauche gar nicht weiter zu erzählen. Nach vielem Bangen und Hoffen wurde klar, dass die Vorstellung abgesagt wird.Wir sahen den Jedermann an diesem Abend nicht.


Samstag, 30. Juli 2016 - die allerletzte Chance

Okay, heute ist die letzte Chance, diese Jedermann-Aufführung zu sehen. Es ist eine Benefizveranstaltung, bei der man keine Plätze reservieren kann und eine Spende gibt, anstatt einen festen Preis zu bezahlen. Unsere Angst: dass dieses Event maßlos überlaufen sein wird. Unser Plan: früh genug dort sein.
Wir beten den Wettergott an und essen brav auf, damit Er es nicht regnen lässt. Mitten in unsere abergläubischen Rituale hinein, klingelt das Telefon. Meine Schwägerin und ihr Mann wollen uns treffen. Eis essen gehen. Da können wir natürlich nicht ablehnen und vielleicht ist das auch gar nicht so unpraktisch. Bei Gelegenheit sind wir dann auch schon mitten in der Stadt, haben einen Parkplatz und können unsere Sitzplätze vor Ort verteidigen. Als wir allerdings dort ankommen, bemerken wir, dass in der Stadt irgendein Fest ist und viele Menschen angezogen hat, die vielleicht noch ins Freilufttheater möchten, wenn die Show hier vorbei ist... Die Nervosität steigt wieder einmal.

Gut, wir kriegen uns halbwegs ein und verbringen einen schönen (halben) Abend im besten Eiscafé der Stadt und schlendern gegen 22 Uhr zum Kirchenplatz, wo der Jedermann aufgeführt wird. Es sind viele Leute da - sehr viele Leute - und ich krieg schon Herzrasen, wenn ich mir vorstelle, wir könnten die Vorstellung wieder nicht besuchen oder noch schlimmer: sie von einem STEHPLATZ aus ansehen müssen... Unzumutbar für jemanden, der so gerne sitzt, wie ich :D
Meine Schwägerin und ihr Freund plaudern noch ein wenig mit uns, bis ihr auffällt, wie hibbelig ich bin und sie uns in die Freiheit entlässt *lach* Mein Mann und ich stürmen die Tribüne (nun, in unserer schüchternen Art halt), werfen einen Schein in die Spendenbox und... ihr werdet es nicht glauben... bekommen einen Platz in der ERSTEN REIHE ♥

Und WOW, war die Vorstellung gut. Die hatten eine eigene Band, die gleich zu Anfang einen kiffenden, weiblichen Jesus mit einer Akustikversion von 'Money' von Pink Floyd auf die Bühne begleitet. Wir bekamen von einer Schauspielerin die Hand geschüttelt und als ein Kerl seine Pistole zückte, um einen anderen abzuknallen, konnte man vor Schreck zusammenzucken... Ja, ich liebe es, in der ersten Reihe zu sitzen. Das ist immer ein ganz besonderes Highlight für sich!
(An dieser Stelle sollte ich verschweigen, dass ich bei einer Aufführung als Teenager mal die Tic Tac, die als Schlaftabletten dienten, vom Boden aufsammelte und aufbewahrte, um mich an diesen Theaterbesuch zu erinnern. Auch nicht erwähnen sollte ich wohl, dass ich die immer noch habe...)

Nach dieser Odyssee, die wir durchmachten, um den Jedermann zu sehen, waren wir danach wahnsinnig aufgeregt und konnten uns tagelang danach noch darüber freuen, dort gewesen zu sein. Und die Tatsache, dass dieser Post fast 9 Monate nach der Vorstellung kommt, beweist wohl, wie begeistert ich war - falls man noch weitere Indizien dafür brauchte...

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