Heute gibt es eine kleine, aber feine Leseprobe zu meiner Weihnachtsgeschichte, die ihr in der wundervollen Anthologie "Schneestürmchen und Glühweinwürmchen" lesen könnt ♥
Ich wünsche euch ganz viel Freude mit meinen Herzensjungs Aleks & Vali, die ja eigentlich ein Traumpaar sind... wenn es da nicht ein Geheimnis zwischen ihnen gäbe, von dem Vali ausgerechnet an ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest erfährt.
Eure Tharah
(immer noch verrückt nach Weihnachten)
Aleks
Wie
so viele andere Weihnachtsgeschichten beginnt auch meine mit dem Lied
'Last Christmas'. Als ich unsere Wohnung betrat, besang George
Michael – Gott hab ihn selig – jemanden, der ihn an Weihnachten
hat sitzen lassen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass mir
genau dasselbe bevorstand. Ich hätte meine Pläne sehr sorgfältig
überdacht, hätte ich die leiseste Ahnung gehabt ...
Vali
steckt den Kopf zur Wohnzimmertür raus und grinst mich an. Mit jenem
charmanten Lächeln, das mir schon vor über einem Jahr den Kopf
verdreht hat und mich auch diesmal fast aus den Stricksocken haut.
Ich vermeide an dieser Stelle, allzu ausschweifend davon zu erzählen,
wie süß Vali aussieht, weil ich mich sonst in derartigen
Nebensächlichkeiten versteige. Ja, es passiert mir des Öfteren,
dass ich ins Schwärmen gerate, wenn ich von meinem Freund erzähle.
Sein strohblondes Haar und die Art, wie es in Locken sein schmales
Gesicht mit den braunen Augen umrahmt, sind schon ziemlich was fürs
Auge. Sein Lächeln ist strahlender als jedes falsche Grinsen in
einer Zahnpastawerbung. Dass ich für ihn Socken mit
Rentiergesichtern anziehe, sagt wohl genug über die Wirksamkeit
dieses Lächelns.
Aber
lassen wir das. Valentin ist verdammt hübsch und verdammt vergeben,
mehr braucht ihr nicht zu wissen!
"Da
bist du ja endlich", begrüßt er mich und fällt mir um den
Hals. Seine Lippen streifen meine Wange und ich mache die Augen zu,
weil es sich einfach zu gut anfühlt. "Hat Lumpi sich mit dem
Häufchen Zeit gelassen?", lacht er.
Ich
war mit dem Hund unseres betagten Nachbarn unterwegs. Eigentlich
gehen wir sonst gemeinsam mit dem pummeligen Dackel Gassi, aber heute
wollte sich Vali stattdessen darum kümmern, alles für unseren
ersten gemeinsamen Heiligabend vorzubereiten.
"Das
Abendessen ist gleich so weit und dein Geschenk wartet unterm Baum",
kündigt er mit unüberhörbarer Vorfreude an.
Als
er sich von mir lösen will, lege ich meine Arme fest um ihn und
ziehe ihn an mich. Wären meine Hände nicht so kalt, würde ich sie
ihm unter den Rentierpullover schieben, der unglaublich geschmacklos
ist, ihm aber in eben solchem Maß Freude macht. Ehrlich gesagt sieht
er verdammt süß darin aus. Ich zerwuschle mit der Nase seine Locken
und atme den Duft seines Parfums ein, von dem stets ein Spritzer in
seinen Haaren landet. "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich
hab?", flüstere ich ihm ins Ohr.
"Das
wird sich gleich in Geschenkform zeigen, hoffe ich", grinst er
an meine Wange gepresst. "Du redest seit Wochen davon und tust
so heimlich, dass ich vor Neugier schon fast platze." Da liegt
etwas kaum hörbar Spöttisches in seinem Tonfall, das in mir die
Vermutung aufkommen lässt, dass er herumgeschnüffelt und längst
entdeckt hat, was ich geheimhalten wollte.
Ich
beschließe, ihm zu verzeihen, weil ich ihm sowieso nie böse sein
kann, und mache einen Vorschlag, der mir sicher ein paar Pluspunkte
einbringt: "Wenn das so ist, können wir die Bescherung ja
vorziehen. Das heißt, solange unser Essen in der Zwischenzeit nicht
zu Tode köchelt."
Vali
rückt ein Stück von mir ab und macht große Augen. "Dem Essen
wird nichts passieren, keine Sorge." Er schleift mich ins
Wohnzimmer, wo ich vor dem Baum platziert werde. Im Schneidersitz
unter der Tanne warte ich darauf, dass Vali zwei Tassen Kakao aus der
Küche holt und sich zu mir gesellt.
George
Michael und sein 'Last Christmas' werden von Elvis Presley und dessen
'Blue Christmas' abgelöst. Wie ich meinen Freund kenne, kommt danach
Frank Sinatra mit 'White Christmas'. Valentin mag es, wenn alles
seine Ordnung hat. Was der einzige Grund dafür ist, warum unsere
Wohnung so gepflegt aussieht. In meiner vorherigen Bude verhielt sich
die Sachlage anders. Ich will hier nicht von halb vergammelten
Pizzastücken und schimmligen Saftgläsern anfangen, darum lass ich
das jetzt. Ich denke, man kann sich eine ungefähre Vorstellung davon
machen.
"Darf
ich dir deins zuerst geben?", fragt er mit leuchtenden Augen und
greift nach dem Päckchen, welches so süß verpackt ist, dass man
ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man das Papier zerreißt. Vali
hat ein Talent dafür, Kleinigkeiten mit so viel Sorgfalt zu
gestalten, dass sie einen allein durch ihren Anblick zum Lächeln
bringen. Dasselbe macht er mit meinem Leben. Er bringt mich zum
Schmunzeln, zum Lachen, zum Glücklichsein. Er ist für mich da, wenn
ich ihn am meisten brauche und es am wenigsten zugeben will. Er macht
einfach alles besser – und mich ziemlich sentimental, wie mir
auffällt. Ein Leben ohne Valentin kann ich mir nicht mehr
vorstellen. Das ist der schlichte Grund für das Geschenk, das ich
ihm machen werde. Meine Nervosität steigert sich und mir wird übel
vor Aufregung. Was wird er dazu sagen? Wird er mir vor Freude um den
Hals fallen oder mir einen dieser Blicke zuwerfen, die mich ohne
ein Wort wissen lassen, dass ich Mist
gebaut habe?
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