Montag, 20. November 2017

[Leseprobe] Weihnachtsrochade

https://smile.amazon.de/dp/B077KC9MSX/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1510922495&sr=8-1&keywords=schneest%C3%BCrmchen  
Heute gibt es eine kleine, aber feine Leseprobe zu meiner Weihnachtsgeschichte, die ihr in der wundervollen Anthologie "Schneestürmchen und Glühweinwürmchen" lesen könnt ♥ 

Ich wünsche euch ganz viel Freude mit meinen Herzensjungs Aleks & Vali, die ja eigentlich ein Traumpaar sind... wenn es da nicht ein Geheimnis zwischen ihnen gäbe, von dem Vali ausgerechnet an ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest erfährt.

Eure Tharah
(immer noch verrückt nach Weihnachten)




 

Aleks



Wie so viele andere Weihnachtsgeschichten beginnt auch meine mit dem Lied 'Last Christmas'. Als ich unsere Wohnung betrat, besang George Michael – Gott hab ihn selig – jemanden, der ihn an Weihnachten hat sitzen lassen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass mir genau dasselbe bevorstand. Ich hätte meine Pläne sehr sorgfältig überdacht, hätte ich die leiseste Ahnung gehabt ...

Vali steckt den Kopf zur Wohnzimmertür raus und grinst mich an. Mit jenem charmanten Lächeln, das mir schon vor über einem Jahr den Kopf verdreht hat und mich auch diesmal fast aus den Stricksocken haut. Ich vermeide an dieser Stelle, allzu ausschweifend davon zu erzählen, wie süß Vali aussieht, weil ich mich sonst in derartigen Nebensächlichkeiten versteige. Ja, es passiert mir des Öfteren, dass ich ins Schwärmen gerate, wenn ich von meinem Freund erzähle. Sein strohblondes Haar und die Art, wie es in Locken sein schmales Gesicht mit den braunen Augen umrahmt, sind schon ziemlich was fürs Auge. Sein Lächeln ist strahlender als jedes falsche Grinsen in einer Zahnpastawerbung. Dass ich für ihn Socken mit Rentiergesichtern anziehe, sagt wohl genug über die Wirksamkeit dieses Lächelns.
Aber lassen wir das. Valentin ist verdammt hübsch und verdammt vergeben, mehr braucht ihr nicht zu wissen!
"Da bist du ja endlich", begrüßt er mich und fällt mir um den Hals. Seine Lippen streifen meine Wange und ich mache die Augen zu, weil es sich einfach zu gut anfühlt. "Hat Lumpi sich mit dem Häufchen Zeit gelassen?", lacht er.
Ich war mit dem Hund unseres betagten Nachbarn unterwegs. Eigentlich gehen wir sonst gemeinsam mit dem pummeligen Dackel Gassi, aber heute wollte sich Vali stattdessen darum kümmern, alles für unseren ersten gemeinsamen Heiligabend vorzubereiten.
"Das Abendessen ist gleich so weit und dein Geschenk wartet unterm Baum", kündigt er mit unüberhörbarer Vorfreude an.
Als er sich von mir lösen will, lege ich meine Arme fest um ihn und ziehe ihn an mich. Wären meine Hände nicht so kalt, würde ich sie ihm unter den Rentierpullover schieben, der unglaublich geschmacklos ist, ihm aber in eben solchem Maß Freude macht. Ehrlich gesagt sieht er verdammt süß darin aus. Ich zerwuschle mit der Nase seine Locken und atme den Duft seines Parfums ein, von dem stets ein Spritzer in seinen Haaren landet. "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?", flüstere ich ihm ins Ohr.
"Das wird sich gleich in Geschenkform zeigen, hoffe ich", grinst er an meine Wange gepresst. "Du redest seit Wochen davon und tust so heimlich, dass ich vor Neugier schon fast platze." Da liegt etwas kaum hörbar Spöttisches in seinem Tonfall, das in mir die Vermutung aufkommen lässt, dass er herumgeschnüffelt und längst entdeckt hat, was ich geheimhalten wollte.
Ich beschließe, ihm zu verzeihen, weil ich ihm sowieso nie böse sein kann, und mache einen Vorschlag, der mir sicher ein paar Pluspunkte einbringt: "Wenn das so ist, können wir die Bescherung ja vorziehen. Das heißt, solange unser Essen in der Zwischenzeit nicht zu Tode köchelt."
Vali rückt ein Stück von mir ab und macht große Augen. "Dem Essen wird nichts passieren, keine Sorge." Er schleift mich ins Wohnzimmer, wo ich vor dem Baum platziert werde. Im Schneidersitz unter der Tanne warte ich darauf, dass Vali zwei Tassen Kakao aus der Küche holt und sich zu mir gesellt.
George Michael und sein 'Last Christmas' werden von Elvis Presley und dessen 'Blue Christmas' abgelöst. Wie ich meinen Freund kenne, kommt danach Frank Sinatra mit 'White Christmas'. Valentin mag es, wenn alles seine Ordnung hat. Was der einzige Grund dafür ist, warum unsere Wohnung so gepflegt aussieht. In meiner vorherigen Bude verhielt sich die Sachlage anders. Ich will hier nicht von halb vergammelten Pizzastücken und schimmligen Saftgläsern anfangen, darum lass ich das jetzt. Ich denke, man kann sich eine ungefähre Vorstellung davon machen.
"Darf ich dir deins zuerst geben?", fragt er mit leuchtenden Augen und greift nach dem Päckchen, welches so süß verpackt ist, dass man ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man das Papier zerreißt. Vali hat ein Talent dafür, Kleinigkeiten mit so viel Sorgfalt zu gestalten, dass sie einen allein durch ihren Anblick zum Lächeln bringen. Dasselbe macht er mit meinem Leben. Er bringt mich zum Schmunzeln, zum Lachen, zum Glücklichsein. Er ist für mich da, wenn ich ihn am meisten brauche und es am wenigsten zugeben will. Er macht einfach alles besser – und mich ziemlich sentimental, wie mir auffällt. Ein Leben ohne Valentin kann ich mir nicht mehr vorstellen. Das ist der schlichte Grund für das Geschenk, das ich ihm machen werde. Meine Nervosität steigert sich und mir wird übel vor Aufregung. Was wird er dazu sagen? Wird er mir vor Freude um den Hals fallen oder mir einen dieser Blicke zuwerfen, die mich ohne ein Wort wissen lassen, dass ich Mist gebaut habe?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen